Story

Zum dritten mal fand in Virgin (UTAH/USA) das Redbull-Rampage statt. Vom 16. bis zum 19. Oktober trafen sich dort auf Einladung von Redbull 27 Fahrer, um in zwei Qualifikations- und zwei Finalläufen den „Weltmeister im Freeriden“ zu küren. Das Fahrerfeld war international gemischt und setzte sich aus Spitzenfahrern der Freeride- und Downhillszene zusammen (u.a. Simmons, Schley, Watson, Bender, Minnaar, Gracia). Der Vorjahressieger Tyler Klassen sah sich verletzungsbedingt das Event als Zuschauer an, ebenso wie Robbie Burdon und Shaums March. Das Eventgelände war wie in den beiden Jahren zuvor eine teilweise extrem steile Bergregion mit Kanten, Drops und Gaps. Die Fahrer konnten ihre Linie vom Start bis ins Ziel frei wählen und hatten je Lauf 4 Minuten Zeit, ihr Können und vor allem ihren Mut zu beweisen. Die Läufe wurden von 5 Judges bewertet, die insbesondere die Schwierigkeit, die Flüssigkeit und den Style bewerteten.

 

Verglichen mit dem ersten Event im Jahr 2001 hat sich das Rampage enorm entwickelt. Von der einstigen Insiderveranstaltung mit kaum Zuschauern, einigen Fotografen und sonst nicht viel außer einem Redbull-Zelt am Berg ist nicht mehr viel übrig. Bedingt durch wachsende Zuschauerzahlen und großes Medieninteresse gibt es mittlerweile eine komplette Eventorganisation. Medienbetreuung, abgesperrte Bereiche, Shuttle-Busse von Parkplätzen für die Zuschauer und Ordner gehören mittlerweile genauso dazu wie Kamerahubschrauber, Event-Kommentator und Rahmenprogramm (u.a. Basejumper aus dem Heli). Sportlich gesehen entwickelt sich das Rampage ebenfalls. Neben größeren Schwierigkeitsgraden versuchen die Fahrer, immer mehr Style in ihre Linie zu bringen. So waren in diesem Jahr neben No-Hand und No-Foot Drops auch Backflips zu sehen.

  

Die ersten beiden Tage waren als Trainingstage vorgesehen und wurden vor allem zur Streckenpräparation genutzt. Unermüdlich wurde an Kanten und Landebereichen gearbeitet, wurden Querungen in den Hang gegraben und Absprünge markiert. Soweit so gut, wäre dort nicht Josh Bender gewesen, der sich einen Absprung vorbereitet hat, wo sich nicht nur die Zuschauer sondern auch die anderen Fahrer gefragt haben, ob er denn da ernsthaft herunterdroppen will. Aber Bender ist eben Bender !

 

Am 18.10. fanden die Qualifikationsläufe statt. Der beste der beiden Läufe wurde gewertet, wobei die 12 besten Fahrer sich für das Finale qualifizierten. Los ging es mit Josh Bender, der tatsächlich seine Riesenkante droppte, dann aber –wie nicht anders zu erwarten- nach der Landung sofort im Staub lag. Glücklicherweise unverletzt, schaffte er es innerhalb der 4 Minuten aber nicht mehr ins Ziel. Und auch das gab es: Russ Morell startete mit einem Hardtail ! Beim ersten Lauf nach ein paar Stürzen immerhin noch im Ziel angekommen, stürzte er im zweiten Lauf im oberen Streckenteil so schwer, dass er im Hubschrauber abtransportiert werden musste. Etwas schwerer verletzte sich auch der Engländer Gee Atherton, der mit sehr viel Speed auf dem Bergrücken anfuhr, leider aber vor seinem ersten Drop zu wenig bremste. Wo vorher Wade Simmons die 5-Meter Kante mit wenig Schwung herunterdroppte, flog der Engländer weit von der Kante ab, stürzte bei der Landung und brach sich zwei Rippen. Pech hatte auch Dave Watson, der beide Läufe wegen Materialbruch am Berg beenden musste. Richie Schley war gut in Form und zeigte mit Style und No-Hand Drop einen tollen Lauf. Kyle Straight –mittlerweile schon 16 Jahre alt und damit ein Jahr älter als der jüngste Starter Kyle Richey aus Kanada- zeigte einen sauberen Backflip. Überragend waren die Läufe von Cederic Gracia, der seine Linie über Steilpassagen und hohe Drops wählte und schließlich auch einen sauberen Backflip zeigte. Gracia gewann die Qualifikation vor Thomas Vanderham und Steve Romaniuk.

 

Die Finalläufe wurden am Sonntag in dem benachbarten Canyon ausgetragen. Dort wo Robbie Burdon vor zwei Jahren mit einem Megasprung alle begeisterte und wo Tyler Klassen im Vorjahr mit einem 9-Meter Drop den Grundstein für seinen Sieg gelegt hatte. Dieses Canyon war noch krasser als das am Vortag. Dazu kam, dass die Fahrer hier nur wenig Zeit zur Vorbereitung hatten. Nachdem die Bikes von (freiwilligen) Trägern zum Start hochgetragen waren und der Kamerahubschrauber neben dem Start schwebte konnte das Finale beginnen. „No fear“ war das Motto der Fahrer. No-Foot Drops, Doppelkanten und Gaps- alle Fahrer waren am limit, die bikes manchmal auch darüber. Richi Schley zerbrach sein Hinterrad im ersten Lauf. Joe Schwartz stürzte nach einem Riesendrop und konnte das Finale leider nicht fortsetzen. Die anderen Fahrer zeigten Freeride extrem bis ins Ziel. Das Riesengap, das im letzten Jahr nur Robbie Burdon gewagt hatte, wurde von zwei Fahrern bezwungen. Es fällt schwer, einzelne Fahrer besonders herauszuheben, da von allen Fahrern unglaubliches fahrerisches Können gezeigt wurde. Und welche Überwindung es kostet, diesen Berg herunterzufahren, kann man eigentlich nur einschätzen, wenn man einmal vom Start heruntergeblickt hat- absoluter Wahnsinn !

Mit einem überragenden ersten Lauf, bei dem er auch das Riesengap bezwang, gewann Cedric Gracia verdient das diesjährige Redbull-Rampage und sicherte sich damit ein Preisgeld in Höhe von 3500 Dollar. Zweiter wurde Andrew Shandro aus Kanada. Den dritten Platz belegte Glyn O`Brien aus Irland. Was bleibt als Fazit festzuhalten – schlimmer geht’s nimmer ? Oh doch – wir werden es sehen, im nächsten Jahr in Virgin ! In diesem Sinne, push the limit.

 

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